Floh im Ohr (La puce à l’oreille, 1907)

Programmheft zur Erstaufführung am Schauspiel Bonn, 1987

Personen

Victor-Emmanuel Chandebise/Poche; Camille Chandebise; Romain Tournel; Dr. Finache; Carlos Homenides de Histangua; Augustin Ferraillon; Etienne; Rugby; Baptistin; Raymonde Chandebise; Lucienne Homenides de Histangua; Olympe Ferraillon; Antoinette; Eugenie.

Abdrucke

  • Fe­ydeau, Ge­or­ges

    :

    Floh im Ohr. In: Programmheft des Berliner Ensembles zu Georges Feydeaus Floh im Ohr in der Übersetzung von Elfriede Jelinek

    2013

    (Beilage, Spielfassung)

    .

Aufführungen

 

Jelinek erstellte alle Übersetzungen von

Fe­ydeau

-Theaterstücken im Auftrag des

Thea­ter­ver­lags Ute Nys­sen & J. Ban­se­mer

. Ein Großteil der Übersetzungen stammt aus den 1980er Jahren. Sowohl wirtschaftlich-finanzielle als auch ästhetische Überlegungen des Verlags waren für die Wahl Jelineks ausschlaggebend: so sollten die Übersetzungen Jelinek zu höheren Honoraren und einer größeren Bekanntheit im Theaterbereich verhelfen (zumal

Fe­ydeau

-Stücke häufig an größeren Bühnen gespielt werden) und gleichzeitig die von herkömmlichen Vorstellungen geprägte

Fe­ydeau

-Rezeption im deutschsprachigen Raum erneuern.

Charakteristisch für den Stil der Übersetzungen sind einerseits Aktualisierungen in der Wortwahl, andererseits aber auch die Beibehaltung des Sprachrhythmus sowie der Wortspiele und die Betonung des gesellschaftskritischen Gehalts der Originale. Zentrale Aspekte sind die Hinterfragung geschlechts- und klassenspezifischer Konventionen (

Frau

,

Mann

) der

Ge­sell­schaft

und das Aufzeigen der Doppelbödigkeit der bürgerlichen Moral, die sich vor allem in der

Ehe

und der

Fa­mi­lie

sowie im Umgang mit

Se­xua­li­tät

manifestiert.

Jelinek erstellte die Übersetzung von Floh im Ohr 1986. Die

Erst­auf­füh­rung

fand 1987 am

Schau­spiel Bonn

statt, erst 2013 wurde der Text im Programmheft des Berliner Ensembles erstmals veröffentlicht. Von Jelineks

Fe­ydeau

-Übersetzungen wurde dieses Stück am häufigsten aufgeführt.

Im Mittelpunkt der Handlung steht das Ehepaar Chandebise (

Ehe

). Nachdem die Hosenträger ihres Gatten in einem zwielichtigen Hotel gefunden wurden, verdächtigt Raymonde Chandebise ihren Mann der Untreue und will ihn mit einem fingierten Liebesbrief in die Falle locken. Vor dem Hintergrund zahlreicher Verwicklungen und Verwechslungen werden die Doppelmoral und die geschlechtsspezifischen Rollenbilder (

Frau

,

Mann

) der bürgerlichen

Ge­sell­schaft

kritisch beleuchtet.

 

Raymonde: Aber... das ist doch mein Mann!
Ferraillon: Was? Ihr Mann??
Raymonde: Monsieur Chandebise.
Ferraillon: Unmöglich! Das ist Poche!
Alle: Poche!
Ferrailon: Der vorhin aus dem Fenster gesprungen ist...
Raymonde: ... den wir im Hotel mit der Wermutflasche gesehen haben...
Tournel:... den wir geküßt haben...
Lucienne: ... der mich in die Kneipe schleppen wollte... [...]
Alle: Das war Poche!
Raymonde: Ich bitte dich um Verzeihung, ich habe dir Unrecht getan! Aber schließlich hatte ich allen Grund, an deiner Treue zu zweifeln!
Chandebise: An meiner Treue? Warum?
Raymonde: Weil du... ach... weil du... Flüstert ihm ins Ohr. Das hat mir halt den Floh ins Ohr gesetzt!
Chandebise: Heute nacht werde ich ihn töten, den Floh!
Raymonde: Du?
Chandebise: Na ja, zumindest versuchen kann ich es ja...
Baptistin: Oh, mein Rheuma.
aus: Georges Feydeau: Floh im Ohr. Ü: Elfriede Jelinek. In: Programmheft des Berliner Ensembles zu Georges Feydeaus Floh im Ohr in der Übersetzung von Elfriede Jelinek, 2013. (Beilage, Spielfassung)