Lieber Alfred Noll, Sie stellen die Fragen, und die eine oder andre Frage dreht sich auf einmal um und stellt sich mir.
Ich erkenne sie gar nicht wieder. Vielleicht hat sie sich auch schon andren gestellt. Ich weiß es nicht. Denken heißt:
nicht vergessen. Damit werden Sie zu Ihrem eigenen Andenken, und an einem 60. Geburtstag kann man schon an jemand denken, finde ich.
Sie versuchen immer, auch an andre zu denken, sich ihnen an die Seite zu stellen, weil ihnen vielleicht die Worte fehlen,
die sie aber im Kopf haben, sie können sie nur nicht herauslassen, sie wissen nicht wie.
aus: Elfriede Jelinek: kleines Andenken an mich (für Alfred Noll) .
In: Journal für Rechtspolitik 4/2019, S. 239-241, S. 241.
Aus Anlass des 60. Geburtstag von
Alfred Noll
; Würdigung seiner Arbeit als Anwalt und Politiker (
Politik
) wie sein Einstehen für Rechtsstaatlichkeit und sein politisches Engagement für Benachteiligte. Erinnernd an die Vergangenheit Österreichs (
Österreich
) (
Nationalsozialismus
) auch über aktuelle faschistische Tendenzen (
Rechtsradikalismus
) in der
Gesellschaft
. In Bezug auf die FPÖ (
Freiheitliche Partei Österreichs
) über die öffentliche Diffamierung ihrer Person und anderer
Künstler
und Künstlerinnen (
Künstlerin
) während der 1990er Jahre durch die FPÖ-Plakatkampagne „Lieben Sie Scholten, Jelinek, Häupl, Peymann, Pasterk... oder Kunst und Kultur?“.