Alle Begierden, weiter in diese lichte Ferne zu wandern, warm dazuliegen unter
diesem zauberhaften blauen Himmel, sind jetzt erfüllt. Ein Bild erscheint zögernd
hervorgelockt. Der Strom horcht in den Apparat, dann erfüllt er ihn ganz: Es ist
kaum zu glauben, aber in diese himmlische warme Götterlandschaft sind sie mit
Luftschiffen gekommen, um einander mit ihren weichen weißen Armen zu umschlingen,
eine Gruppe Götter, die einander sterbend vor Entzücken, an Hälsen und Gliedmaßen,
empfinden lassen, wie wunderbar wie wunderbar ihre Taten gewesen sind, sie sterben vor
Entzücken! Sie horchen einen Augenblick, es ist ein rechter Genuß – nein, diese Töne,
diese himmlischen Töne aus den aufsteigenden Reihen, die die Menschen aus ihren Hälsen
absondern wie Luftperlen! Leise schütteln die Tiere die Köpfe beim Grasen auf diesen
herrlichen Matten.
aus: Elfriede Jelinek: o. T. In: Die Zeit, 17.6.1994.
Im Rahmen von Endspiel Phantasien – SchriftstellerInnen zur Fußball-WM 1994 (
Sport
) beschreibt Jelinek ein Fußballmatch als homoerotisches Spiel (
Homosexualität
) junger Götter (
Mann
), über das der Schiedsrichter als Priester wacht.