[…] ich kann gerne sagen, daß ich sechs Jahre lang in einer Klosterschule (Notre Dame de Sion) erzogen worden bin, bis zur Gymnasialreife. Und dort habe ich in frühkindlichem Alter den Kapitalismus kennen und hassen gelernt. Denn die frommen Schwestern haben nur diejenigen geliebt, die reiche Eltern hatten und viel spenden konnten. Der Grundstein für meine marxistische Lebenseinstellung ist da gelegt worden, also nicht von der armen Kirche in der Dritten Welt. […] Ich bin vor 15 Jahren aus der Kirche ausgetreten. Ich bin aber trotzdem fasziniert von ekelhaften katholischen Adeligen, wie sie in den katholischen Werten ruhen wie die Maden im Speck. Auf diese Weise ist Österreich einmal groß gewesen und ist es jetzt Gott sei Dank nicht mehr. Ich hasse die katholische Kirche mehr als alles auf der Welt.
aus: Elfriede Jelinek: Lieber Herr DDr. Holl! In: Holl, Adolf (Hg.): Taufschein katholisch. Frankfurt am Main: Eichborn 1989, S. 25-26, S. 25.
Antwort auf die Frage an Prominente „Wie hältst Du’s mit der Religion“. Kritik an der katholischen Kirche und dem
Katholizismus
in
Österreich
in Rückblick auf ihre Zeit als Klosterschülerin, in der sie den
Kapitalismus
kennengelernt hätte und in der der Grundstein für ihre „marxistische Lebenseinstellung“ gelegt worden wäre, kulminierend in der Aussage: „Ich hasse die katholische Kirche mehr als alles auf der Welt.“