Jaqueline Vansant:In den „Liebhaberinnen“ und der „Klavierspielerin“ gibt es mehrere
Perspektiven und Erzähler, die einmal zynisch, einmal ironisch, einmal objektiv
sind. In einem Satz können die verschiedensten Stimmen vorhanden sein. Es hat fast
den Effekt, als ob mehrere Leute auf einmal dir die Geschichte erzählen möchten.
Elfriede Jelinek: Das hat man mir oft vorgeworfen, auch in der
Klavierspielerin, daß die Position des Erzählers vom kommentierenden Erzähler zur Rollenprosa
wechselt, so daß man nie sicher weiß, ob das jetzt jemand ist, der das Ganze von oben anschaut und
ironisiert, oder jemand, der beteiligt ist. Das ist einfach eine Verunsicherung. Es geht jetzt
nicht um meinen Standpunkt, den Standpunkt des Autors, sondern um eine Beleuchtung einer Situation
von möglichst vielen Seiten. Wie mit einem Vexierspiegel, wie in einem Spiegelkabinett, wo man
auch nicht recht weiß, wo man eigentlich ist, weil das Bild so oft zurückgeworfen wird. Dies
arbeitet für mich das Thema schärfer heraus, als wenn man nur von einem Erzählstandpunkt aus
einfach Erzählprosa schreibt.
aus: Jacqueline Vansant: Gespräch mit Elfriede Jelinek. In: Deutsche Bücher 1/1985, S. 1-9, S. 8-9.
Über das Schreiben von Frauen (
Frau
) und
Feminismus
. Als Autorin, bei deren Arbeiten sie in der Frage nach der „Ortlosigkeit von Frauen“ viele Bezüge zu ihrem eigenen Werk sieht, nennt sie
Marieluise Fleißer
. Sie verortet ihre Texte in der
Schreibtradition
der satirischen Literatur, beschreibt ihre
Schreibverfahren
als „nachschöpferische Montage“ und kritisiert an
Österreich
, dass die
Gesellschaft
„noch weit patriarchalischer strukturiert ist“ (
Patriarchat
) als in anderen Ländern und dass „der Faschismus nicht aufgearbeitet“ wurde. Am Beispiel von
Clara S.
und
Die Klavierspielerin
über das Spannungsfeld von
Sexualität
und Kunstproduktion. Auch über ihren Theatertext
Krankheit oder Moderne Frauen
und ihr Hörspiel
Die Bienenkönige
.