Ich beginne sehr früh mit dem Schreiben, im Sommer schon um halb sieben. Wenn ich mich an den Schreibtisch setze, muß ich ein vollkommen leeres Gehirn haben. Ich darf auch vorher nicht sprechen. Deswegen muß ich alleine leben. Ich kann nicht mehr als zwei, drei Stunden intensiv arbeiten. Dann bin ich erschossen. […] Beim Schreiben muß ich ganz abgeschlossen sein. Sogar ein offenes Fenster irritiert mich. Eigentlich ist mein Arbeitszimmer eine Nonnenzelle, genau wie mein Schlafzimmer, das dahinter liegt. Ich lebe auch ziemlich nonnenhaft. Ich kann nicht genießen. Ich habe es nie gelernt. Auch das Schreiben ist kein Genuß. Es ist das Quälende, etwas, was man tut wie Kotzen. Man muß es tun, obwohl man es eigentlich nicht will.
aus: Elfriede Jelinek: Muße, Marter und Moneten. In: stern, 7.10.1993.
Statement im Rahmen einer Umfrage über das Arbeitsleben als Schriftstellerin (
Künstlerin
).