Angesiedelt in der Mikrogesellschaft eines Orchesterkorpus erleben zwei
Musiker eine fundamentale Kernspaltung. Ihre aus Verzweiflung und Aberwitz
gewobene Kantate gerät sukzessive aus den Fugen: Dux (lat. „Führer“) und
Comes (lat. „Gefährte“) vertauschen ihre Rollen. In gegenseitiger Nachahmung
ihrer Orientierungslosigkeit geraten sie so in tiefstes Dunkel. Noch
behaupten sie ihre Instrumente zu spielen, doch können sie ihre Töne schon
lange nicht mehr hören und so erzeugen sie nichts, jedenfalls keine Musik.
Sie ahnen, dass etwas Furchtbares das ausgelöst haben muss. Trotzdem spielen
sie weiter – wie Marionetten – zwanghaft bewegt. Diese lang vollzogene
Verwandlung in Automaten zersetzt am Ende jede soziale Beziehung. Empathie
geht verloren, Kunst teilt sich nicht mehr mit.
Leonhard Koppelmann: o. T. In: Bayerischer Rundfunk (Hg.): Hörspiel und Medienkunst 1/2012, S. 51.
Grundlage für
Leonhard Koppelmann
s Hörspielbearbeitung war Jelineks Theatertext
Kein Licht.
, der sich im Kontext der Atomkatastrophe (
Katastrophe
) von Fukushima im März 2011 mit dem Spannungsfeld von
Natur
und
Technik
befasst.
Die Aufteilung des Theatertextes auf zwei Sprechinstanzen wird in der Hörspielbearbeitung beibehalten. Die Frauenstimme wird an mehreren Stellen technisch verfremdet und verdoppelt, am Ende des Hörspiels gibt es chorische Passagen. Im Hintergrund sind einander abwechselnde und sich teilweise überlagernde Geräusche und Klänge zu hören: Kratzen auf Geigensaiten, Meeresrauschen, Sirenenalarm, Wassertropfen und Schreie. Diese Klangcollage verstummt an manchen Stellen, an anderen wird sie so laut, dass die beiden SprecherInnen nicht mehr hörbar sind.