Jelka

Eine Familienserie

Produktion

Produktion |

Süd­west­funk

, 1977

32 Folgen (davon 8 von Elfriede Jelinek):

Folge 9-16: von

El­frie­de Je­li­nek

, mono

Folge 25-32: von

Ire­na

und

Ben­no Mey­er-Weh­lack

(Regie:

Bernd Lau

, Ton:

Ro­land Sei­ler

, Schnitt:

Re­gi­ne Götz­ke

)

Die Folgen von Elfriede Jelinek

9. Jelka. Der Überfluß ist ein Genuß

SprecherInnen:

Die­ter Bor­sche

(Erzähler),

Iva­na Mi­lan

(Jelka),

Gi­se­la Tro­we

(Annette),

Chris­tia­ne Pan­zer

(Sabine),

Charles Wirths

(Doktor).

Musik:

Pe­ter Zwet­koff:

Indikativ (Hörspielmusik) (20 sec);

Jo­seph H. Fioc­co

: Konzert G-Dur: Allegro (1 min 35 sec);

Schadel

/

Karl Heinz Frey­nik

: Eine schöne Welt (1 min 25 sec);

Pe­te Wyo­ming Ben­der

/

Carl J. Schäub­le

: Ein Leben lang (50 sec);

Chris­ti­an An­ders

/

Fred Jay

: Einsamkeit hat viele Namen (1 min 20 sec);

Giu­sep­pe Ver­di

: Il trovatore (1 min 40 sec);

Pe­ter Orl­off

: Ein fremdes Mädchen (35 sec);

Leo Le­an­dros

/

Klaus Mun­ro

: Auf Wiedersehen, ihr Freunde mein (45 sec).

  • Jelka. Der Überfluß ist ein Genuß. 27.2.1977

    Dauer: 29 min 45 sec (davon Musik: 8 min 30 sec)

10. Jelka. Neue Kleider bringen einen weiter

SprecherInnen:

Musik:

Pe­ter Zwet­koff:

Indikativ (Hörspielmusik) (20 sec);

Jo­seph H. Fioc­co

: Konzert G-Dur: Allegro (1 min 35 sec);

Bar­ry Mann

/

Cyn­thia Weil

: Noch hast du dein ganzes Leben vor dir (35 sec);

Joe Ra­pha­el

: Mädchen sind so schön, wenn sie träumen (1 min 10 sec);

Chris­ti­an Bruhn

: Träume sind nicht verboten (40 sec);

Chris­ti­an Bruhn

: Warum ist die Welt so schön (1 min 30 sec);

Mort Shu­man

/

Eti­en­ne Ro­da-Gil

/

Klaus Mun­ro

: Lago Maggiore im Schnee (1 min 25 sec);

Chris­ti­an Bruhn

: Menschen (1 min 15 sec).

  • Jelka. Neue Kleider bringen einen weiter. 6.3.1977

    Dauer: 29 min 30 sec (davon Musik: 8 min 30 sec)

11. Jelka. Die Blume der Liebe wächst nie im Getriebe

SprecherInnen:

Die­ter Bor­sche

(Erzähler),

Iva­na Mi­lan

(Jelka),

Gi­se­la Tro­we

(Annette),

Charles Wirths

(Doktor).

Musik:

Pe­ter Zwet­koff:

Indikativ (Hörspielmusik) (20 sec);

Jo­seph H. Fioc­co

: Konzert G-Dur: Allegro (1 min 35 sec);

Ma­rio En­gels­ber­ger

/

Edi Hor­ni­scher

: Adieu Cherie (40 sec);

Ro­bert Schu­mann

: Kinderszenen für Klavier op. 15, Nr. 7: Träumerei (1 min 25 sec);

Rolf Ma­ri­on

/

Pe­ter Lach

: Liebe stellt viele Fragen (1 min 20 sec);

Rolf Gla­sen

/

Karl Heinz Kröll

: Liebe (1 min);

Ralf No­wy

/

Fé­lix Prost

: Liebe, das heißt mehr (1 min);

Chris­ti­an Bruhn

/

Ge­org Busch­or

: Wir leben, wir lieben (1 min 5 sec).

  • Jelka. Die Blume der Liebe wächst nie im Getriebe. 13.3.1977

    Dauer: 29 min 10 sec (davon Musik: 8 min 25 sec)

12. Jelka. Das schönere Leben, das muß es doch geben

SprecherInnen:

Musik:

Pe­ter Zwet­koff:

Indikativ (Hörspielmusik) (20 sec);

Jo­seph H. Fioc­co

: Konzert G-Dur: Allegro (1 min 35 sec);

Mi­ke Do­ven

/

Jon­ny Hal­vey

: Hier ist ein Mensch (35 sec);

Ru­dolf Nel­son

/

Wil­li Wolf

: Erst kamen die Blusen und die Kleider (50 sec);

Hen­ry May­er

/

Char­ly Nies­sen

: Alles Geld dieser Welt (1 min);

Rolf Ro­se­mei­er

/

Wolf­gang Bor­chard-Ja­co­by

: Ich leg’ dir die Welt zu Füßen (1 min 10 sec);

Wag­ner

/

Ru­dolph

: Geld (1 min 45 sec);

Ma­rio Pa­nas

/

Klaus Mun­ro

: Ich bin (1 min 40 sec).

  • Jelka. Das schönere Leben, das muß es doch geben. 20.3.1977

    Dauer: 30 min (davon Musik: 8 min 55 sec)

13. Jelka. Schon kommt es herein, das Glück zu zwein...

SprecherInnen:

Musik:

Pe­ter Zwet­koff:

Indikativ (Hörspielmusik) (20 sec);

Jo­seph H. Fioc­co

: Konzert G-Dur: Allegro (1 min 35 sec);

Chris­ti­an Bruhn

/

Mi­cha­el Kun­ze

: Liebe (1 min);

Leo Le­an­dros

/

Klaus Mun­ro

: Du bist der Mann (1 min 30 sec);

Wolf­gang Rö­del­ber­ger

/

Ge­org Busch­or

: Liebe ist mehr als ein Wort (1 min 10 sec);

Fran­cis Al­bert Lai

/

Kurt Feltz

: Schicksalsmelodie (1 min),

Ralph Sie­gel Jr.

/

Ro­bert Jung

: Schritt für Schritt (1 min 20 sec);

Wer­ner Twar­dy

/

Li­li­bert

: Liebe ist kein Märchen (40 sec).

  • Jelka. Schon kommt es herein, das Glück zu zwein... 27.3.1977

    Dauer: 29 min 15 sec (davon Musik: 8 min 40 sec)

14. Jelka....gerät nicht aus dem Tritt, denn viel Geld geht mit

SprecherInnen:

Musik:

Pe­ter Zwet­koff:

Indikativ (Hörspielmusik) (20 sec);

Jo­seph H. Fioc­co

: Konzert G-Dur: Allegro (1 min 35 sec);

Ed­mund Kötscher

/

Wer­ner Schmah

: Die Zeit fliegt schneller als der Wind (45 sec);

Ru­di Lindt

/

Pe­ter Ström

: Kleine Mädchen haben riesengroße Herzen (1 min);

Ralph Sie­gel Jr.

: Wir sind eine große Familie (1 min 10 sec);

Vir­gi­nia Lu­pa

/

Pe­ter Dri­schel

/

Joe Ra­pha­el

: Schau in mein Herz (1 min 30 sec);

Hans Blum

/

Gi­se­la Zim­ber

: Frei (1 min);

Chris Ju­wens

/

Joa­chim Re­lin

: Komm zu mir, mein sweet silver angel (1 min 15 sec).

  • Jelka....gerät nicht aus dem Tritt, denn viel Geld geht mit. 3.4.1977

    Dauer: 29 min 55 sec (davon Musik: 8 min 35 sec)

15. Jelka. Eine bayerische Wurstfabrik fällt leider ein Stück zurück

SprecherInnen:

Musik:

Pe­ter Zwet­koff:

Indikativ (Hörspielmusik) (20 sec);

Jo­seph H. Fioc­co

: Konzert G-Dur: Allegro (1 min 35 sec);

Ha­gen Ga­la­tis

/

Kurt Feltz

: Meine Liebe kann nicht lieben (1 min);

Fran­cis Lai

/

Pierre Ba­ro­uh

: Un homme et une femme (30 sec);

Frank Dos­tal

/

Wer­ner Ra­schek

: Mein Herz, das fliegt nur einer zu (35 sec);

Chris­ti­an Bruhn

/

Gün­ter Loo­se

: Abschied ist kein Grund zum Weinen (30 sec).

  • Jelka. Eine bayerische Wurstfabrik fällt leider ein Stück zurück. 10.4.1977

    Dauer: 29 min 55 sec (davon Musik: 4 min 30 sec)

16. Jelka. Jelka muß erkennen: auch Wurst kann einen trennen

SprecherInnen:

Musik:

Pe­ter Zwet­koff:

Indikativ (Hörspielmusik) (20 sec);

Jo­seph H. Fioc­co

: Konzert G-Dur: Allegro (1 min 35 sec);

Hans Blum

/

Kurt Her­tha

: Das Leben beginnt jeden Tag (55 sec);

Rein­hard Bai­er­le

/

Man­fred Ober­dörf­fer

: Wir brauchen Liebe (30 sec);

Ma­rio Pa­nas

/

Ralf Ar­nie

: Sieh’ die Welt mit meinen Augen (1 min);

Ste­vens

/

Fred Jay

: Kannst du denn nicht verzeih’n (1 min 25 sec);

Al­fons Yon­dra­schek (= Rein­hard Mey)

: Gute Nacht, Freunde (1 min 20 sec).

  • Jelka. Jelka muß erkennen: auch Wurst kann einen trennen. 17.4.1977

    Dauer: 28 min 30 sec (davon Musik: 7 min 5 sec)

Abdrucke

Folge 9:

Folge 11:

  • Je­li­nek, El­frie­de

    :

    Jelka. Der Überfluß ist ein Genuß. 3. Folge einer Familienserie für den Südwestfunk. In: Salz. Salzburger Literaturzeitung 4/

    1976

    , S. 5-6

    .

  • Je­li­nek, El­frie­de

    :

    Die Blume der Liebe wächst nie im Getriebe (11. Folge). In: Frischfleisch 12/

    1977

    , S. 11-17

    .

Folge 12:

Folge 13:

 

Das als Serie konzipierte Hörspielprojekt

Jel­ka

besteht aus 32 Folgen und wurde wöchentlich vom 2.1. bis zum 7.8.1977 gesendet. Der

Süd­deut­sche Rund­funk

startete mit diesem Projekt den Versuch, junge AutorInnen für das Verfassen von Familienserien mit progressivem Anspruch zu gewinnen. Die einzige Vorgabe für die AutorInnen bestand in der Hauptfigur Jelka, einer jugoslawischen Germanistikstudentin, die sich in wechselnden Familien und Milieus in

Deutsch­land

bewegt. Dabei werden Problemfelder wie

Ras­sis­mus

und Mechanismen des

Ka­pi­ta­lis­mus

sowie Machtstrukturen in der

Ge­sell­schaft

und innerhalb der

Fa­mi­lie

thematisiert.

Bei Jelinek, von der die Folgen 9-16 stammen, bewegt sich Jelka im gehobenen Mittelstand: Jelka arbeitet zunächst als Au-pair-Mädchen in einem Münchner Arzthaushalt. Den Avancen des Arztes, Doktor Henning, erteilt sie aus Schuldgefühlen gegenüber Annette, seiner Ehefrau, eine Abfuhr. In der Boutique von Eva, einer Freundin von Annette, arbeitet Jelka als Verkäuferin, um sich etwas Geld dazu zu verdienen. Dort lernt sie Edi, den Sohn und Erben eines Wurstfabrikanten, kennen, und die beiden werden ein Paar. Nach einem Streit über die geplante Entlassung von GastarbeiterInnen, die in der Fabrik von Edis Vater ausgebeutet werden (

Aus­beu­tung

,

Ar­bei­ter

) und für die sich Jelka einsetzt, kommt es zur Trennung. Jelka kehrt zu den Hennings zurück und hofft auf eine Versöhnung mit Edi. Edi hat jedoch kein Interesse mehr an ihr und beginnt ein Verhältnis mit Annette. Alle Folgen Jelineks enden mit einer Sequenz des Sprechers, die mit „Was Jelka heute gelernt hat“ eingeleitet wird.

 

Jelka: Wenn ich nämlich eines gelernt habe, dann das, immer hinaufzusehen und niemals hinunter. Ich denke mir, daß man, wenn man durchschaut, wie alles hier funktioniert, leichter einen Aufstieg nehmen kann als wenn man einfach alles mit sich geschehen läßt, ja das glaube ich. Da ich also weiß, wie alles hier zusammenhängt, kann ich selbstverständlich Stärken und Schwächen dieser Gesellschaft besser ausnützen als andre, die das nicht kapiert haben. Zuerst bin ich, auf die Empfehlung einer jugoslawischen Freundin hin – sie arbeitet als Putzfrau – in einen Arzthaushalt nach München hineingeglitten, in dem ich nun bin. Hier bin ich eine Art Au-pair-Mädchen, mache mich ein wenig nützlich im Haushalt und bei den Kindern und höre mir manchmal, wenn es meine Zeit erlaubt, ein paar Vorlesungen an der Uni an. Ich gehe einfach rein und setze mich zu den Studenten, obwohl ich natürlich nicht eingeschrieben bin. Auch an Arbeitsgruppen habe ich schon teilgenommen! Da ich als Au-pair-Mädchen einen wesentlich höheren sozialen Status habe als etwa eine Putzfrau, ist es mir auch schon innerhalb kürzester Zeit gelungen, die Freundschaft und Zuneigung aller an diesem Haushalte beteiligten Personen zu erringen. Gleich und gleich gesellt sich eben gern. Und ich werde von Tag zu Tag gleicher!

Sprecher: Von einem erhöhten Standpunkt aus sieht die Welt gleich anders aus, besser, schöner.

Annette: Ich bin Arztgattin und heiße Annette. Liebe Jelka, wir sind so froh, Sie bei uns zu haben. Wir wollen gleich du zueinander sagen und gute Freundinnen werden, nicht wahr?! Sind wir doch eines Alters und nur durch gewisse kleine Unterschiede, für die wir beide nichts können, voneinander getrennt. Ich, für meinen Teil, will mich bemühen, diese Unterschiede zu vergessen, wenn das auch manchmal schwerfallen dürfte.

Jelka: Ja, äh, Annette.

Sabine: Ich bin Sabine, das Kind. Ich bin schon groß und kann mich äußern, im Gegensatz zu Franz, unsrem Säugling, der nur unartikulierte Laute von sich zu geben imstande ist.

Jelka: Hallo, Sabine. Ich bin Jelka. Wir wollen gute Freundinnen sein, ja?!

Sabine: Prima, daß du da bist. Hilfst du mir jetzt immer bei den Mathe-Hausaufgaben? Und die Mother sagt, du kochst mir auch mein Lieblingsessen, nämlich Vanillepudding mit heißer Schokolade drauf.

Jelka: Bei den Aufgaben helfe ich dir gern. Aber, weißt du, kochen, das tu ich nicht so gern. Ich bin schließlich Studentin und keine Köchin, nicht wahr!

aus: Elfriede Jelinek: Jelka. Der Überfluß ist ein Genuß. Hörspieltyposkript, SWF 1977.

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