Ja!

Abdrucke

auch in:

 

Aus Anlass der Anti-Porno-Kampagne der Zeitschrift Emma zum Gesetzesvorschlag gegen

Por­no­gra­fie

; im Rahmen einer Befragung von Prominenten. Jelinek schlägt vor, die Konsumenten von Pornographie lächerlich zu machen, weist aber darauf hin, dass das männliche Wertesystem die Herstellung und den Konsum von Pornographie immer fördern werde (

Pa­tri­ar­chat

). Sie befürwortet den Vorschlag von Emma , dass Frauen Zivilklage gegen ihre Herabwürdigung in Pornographie einbringen können sollen, da Frauen ein Recht darauf haben, selbst über ihre symbolische Repräsentation zu bestimmen.

 

1. Das beste Mittel gegen Pornographie wäre ihre gesellschaftliche Tabuisierung. Allgemeine Übereinkunft müßte sein, den Konsumenten von Pornographie lächerlich zu machen, ihn dazu zu bringen, sich zu schämen. Das wird nicht möglich sein, weil das männliche Wertsystem, das auf Ausgrenzung und Verachtung der Frau basiert, immer wieder die Herstellung wie den Konsum von Pornographie fördern wird.

2. Es ist daher eine ausgezeichnete Lösung, den Zivilrechtsweg zu beschreiten, um die Herstellung, die Wahrnehmung und den Konsum von Pornographie zu ächten, zu verhindern. Die unterdrückte, verachtete Kaste der Frauen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung also, muß das Recht haben, über ihre symbolische Repräsentation bestimmen zu dürfen. Die Frauen müssen erzwingen können, daß jener Kreislauf durchbrochen wird, der von der menschenfeindlichen Darstellung sexueller Gewalt unweigerlich zur realen Ausübung dieser sexuellen Gewalt (die schon durch die beständige Herabwürdigung der Frauen gegeben ist) führen muß.

Elfriede Jelinek: Ja! In: Emma 1/1988, S. 40.

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