Die erotisch aufgeladenen und zum ewigen Männerbund zusammengeschmiedeten Feschaks, ihre bleichen ausgeronnenen Gefährtinnen an den Hüften hängend wie Pistolen,
zu denen man greift, wenn man sie mal braucht, die dürfen jetzt endlich legal nach ihrem Burschi greifen und „Jörgi! Jörgi!“ schreien bei der Siegesfeier.
Kein Wunder, daß sie sich freuen, wenn sie vor die Kamera dürfen, was sie immer dürfen, denn sie bringen Spiel, Unterhaltung und Spaß in die Politik.
Und immer was Hartes im Mund führen, notfalls einen deutschen Spruch, sonst sprengt ein Sprengmeister auf seinem weißen germanischen Roß (leider ohne Brünhilde)
daher und sprengt dann wirklich und bekommt dafür lebenslänglich Irrenhaus. Jeder weiß wofür, keiner weiß, warum. Die Geschworenen waren sich völlig einig.
Wenigstens mit Kanzler Klima ist der Fuchs jetzt zufrieden, weil „der noch mit der Lederhose aufgewachsen ist“. Der Vorhang zu und keine Fragen offen.
Ja, der Bajuware hat gesagt, was viele sagen im Grenzland, nur in besserem Deutsch, darauf war er stolz. Allerdings hat er dann gemacht, was man nicht macht.
Man darf es höchstens in der Zeitung schreiben. Der Führer hat schon alles richtig gemacht, aber so viele Leute hätt’ er auch wieder nicht umbringen müssen.
Der Sprengmeister hat auch nur gesagt, was alle sagen.
aus: Elfriede Jelinek: Ein Volk. Ein Fest.
In: Die Zeit, 18.3.1999.
Aus Anlass der Kärntner Landtagswahl, bei der die FPÖ (
Freiheitliche Partei Österreichs
) 42 % der Stimmen erhielt. Über
Jörg Haiders
(
Haider, Jörg
) Politik in Kärnten, sein Nahverhältnis zum
Nationalsozialismus
(
Vergangenheitsbewältigung
) und die Auswirkungen auf die politische Kultur in Österreich. Das Kulturverständnis der FPÖ beschränke sich auf Volkskultur, was sich auch an dem Wahlplakat zeige, auf dem Jelinek und andere kritische KünstlerInnen (
Künstler
,
Künstlerin
) denunziert wurden.
Haiders
WählerInnen, die behaupten, keine Nazis, sondern ProtestwählerInnen zu sein, seien LeserInnen der *
Kronen Zeitung , die die Stammtische bevölkern, und Mitglieder der reichen Oberschicht, die sich in ihren Villen am Wörthersee abschotten.
Der Abdruck des Essays im Programmheft der Salzburger Festspiele veranlasste die Klubvorsitzende des Salzburger Gemeinderats, die FPÖ-Politikerin
Doris Tazl
, zu einem offenen Protest-Brief an die Präsidentin der Salzburger Festspiele
Helga Rabl-Stadler
.
Reaktionen
Reaktion:
N. N.
:
Hupfen nach der Macht wie beim Bratwurstschnappen? In: Kärntner Tageszeitung,
2.9.1999
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