Feld vor dem Schloß.
Es treten auf mit Trommeln und Fahnen Malcolm, Siward, die übrigen Anführer, das Heer mit Zweigen.
MALCOLM
Jetzt nah genug! Werft ab die laubgen Schirme,
Und zeigt euch wie ihr seid. Ihr, würdger Oheim,
Führt mit dem Vetter, Eurem edlen Sohn,
Die erste Schar; ich und der würdge Macduff
besorgen, was noch übrig ist zu tun,
Wie wir es angeordnet.
SIWARD
Lebt denn wohl. –
Zieht uns nur heut entgegen der Tyrann,
Mag er den schlagen, der nicht fechten kann!
MACDUFF
Trompeten blast, befeuert kühnen Mut,
Herolde, ruft ihr uns in Tod und Blut.
Alle ab. Schlachtgetümmel hinter der Szene.
Ein Mann und eine Frau fahren auf Fahrrädern auf die Bühne. Sie sprechen, während sie fahren.
FRAU Ist es wahr, daß Birnams Wald auf Dusinan angerückt ist?
MANN Ja. Und jetzt ist er wieder fort.
FRAU Wo ist der Wald hingegangen?
MANN Er ist kaputt.
FRAU Kommt er vielleicht wieder?
MANN Nein. Er ist zerstört worden.
FRAU Ui jegerl. Wo sollen wir uns jetzt hinsetzen?
Sie fahren noch eine Weile, dann fahren sie wieder ab.
Jelinek verfasste den Theatertext Der Wald , der sich auf
Shakespeares
Macbeth bezieht, für die Anthologie MiniDramen . Im ersten Teil des Textes zitiert Jelinek die 6. Szene des 5. Aktes aus der Schlegel/Tieck-Übersetzung von Macbeth , in der Birnams Wald (in Gestalt der sich mit den Zweigen tarnenden Soldaten) auf die Festung Dunsinan vorrückt. Im zweiten Teil treten eine Frau und ein Mann auf, die das Verschwinden des Waldes beklagen. Der Theatertext kritisiert u.a. auf ironische Weise die Zerstörung ökologischer Ressourcen der
Natur
.
Der Wald ist auch der Titel eines Kurzprosatextes
von Jelinek (1985), mit dem der Theatertext jedoch nichts zu tun hat.