DER FREMDE!

störenfried der ruhe eines sommerabends der ruhe eines friedhofs

Cover des Sammelbands, 1969

Abdrucke

auch in:

 

Der Text ist in Kleinschreibung verfasst und für einen von

Pe­ter Hand­ke

herausgegebenen Sammelband entstanden. Es wird die Geschichte eines Vampirs erzählt, der sich an die Frauen des Dorfes heranmacht und vom Zahnarzt mittels eines präparierten Kaugummis außer Gefecht gesetzt wird. Der „FREMDE“ ist ein Untoter (

Un­to­te

), eine Figur, die auch in späteren Werken Jelineks, u.a. in den Theatertexten

Krank­heit oder Mo­der­ne Frau­en

(1987) und

In den Al­pen

(2002) sowie im Roman

Die Kin­der der To­ten

(1995), vorkommt. Der Text thematisiert die

Frem­den­feind­lich­keit

der

Ge­sell­schaft

und parodiert Heimat- und Arztromane.

 

wenn es den fremden überkommt die durch fast nichts zu stillende gier dann kann er sich nicht mehr beherrschen. dann schleicht er wie ein hungriges tier durch die gassen. mit seinem gewohnten scharmanten lächeln zieht er die hand des knallroten mädchens an die lippen betrachtet aber weiterhin begehrlich ihren hals. die bäckerin geht mit seltsam weichen schritten wieder zu ihrem mann ins wohnzimmer. er blickt auf weil er nur augen für den krimi im fernsehen hat. so entgeht ihm nicht daß das gesicht seiner frau leichenblaß geworden ist.

Elfriede Jelinek: DER FREMDE! störenfried der ruhe eines sommerabends der ruhe eines friedhofs. In: Handke, Peter (Hg.): Der gewöhnliche Schrecken. Horrorgeschichten. Salzburg: Residenz Verlag 1969, S. 146-160, S. 158.

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