Was schaut mich da an? Fromme Gelehrte mit Bärten, ruhige Frauen in Schleiergewändern,
die die Friedfertigkeit des Islam beschwören, mit leiser, sanfter Stimme.
Es habe ja auch viele Muslime unter den Opfern gegeben. Aber welche von ihnen haben sich der Wut
von gewalttätigen Religionsfanatikern entgegengestellt, einer Wut gegen harmlose Schriftsteller,
Salman Rushdie, Taslima Nasreen (Übersetzer sind umgebracht worden!), gegen muslimische Intellektuelle,
deren Partnerinnen man zur Scheidung zwingen wollte? Ich weiß nicht, ich versuche, mich zu kontrollieren,
ich will nicht sprechen wie Oriana Fallaci, ich will keinen allzu raschen Reflexen nachgeben,
ich will gegen Gewalt sein, denn Gewalt findet immer irgendein Opfer, und wenn sie keins findet,
wird sich schon eins finden. Aber wer will mich daran hindern,
dem islamistischen Faschismus entgegenzutreten wie ich jedem Faschismus entgegentreten würde?
Warum soll ich nicht auch meine Werte militant vertreten dürfen? Redefreiheit, die Gleichheit der Geschlechter,
die Trennung von Religion und Staat.
aus: Elfriede Jelinek: Das Los hat getroffen .
In: taz, 24.12.2001.
Über das Gewaltpotential (
Gewalt
) des
Islam
(
Fundamentalismus
).