Polizistinnen und Polizisten, es gibt einen lagebedingten Erstickungstod durch Festnahme. Bitte bestätigen Sie nicht mein Vorurteil,
daß Sie das nicht wissen oder drauf vergessen! Diese Erkenntnisse sind nicht neu, daß man einem Menschen nicht mit Verpackungsbändern
den Brustkorb zupicken kann, bis er nicht mehr atmen kann, und auch die Erkenntnis, daß man niemand auf den Bauch legen und sich auf
seinen Brustkorb stellen darf, weil er sonst sterben kann, ist nicht neu. Besuchen Sie Fortbildungskurse und lernen Sie auch das neu,
wenn Sie es vielleicht vergessen haben! Vergessen Sie nicht, die Menschen erlahmen Ihnen unter den Fingern und verlöschen,
wenn Sie so mit ihnen umgehen! Und zwar auch Menschen, mit denen Sie im Alltag den Umgang vielleicht scheuen, weil sie anders sind als Sie.
Die sterben genauso.
aus: Elfriede Jelinek: Cheibani W. Notiz vom 23./24.7.2003.
http://www.elfriedejelinek.com/fcheiban.html (15.7.2014), datiert mit 25.7.2003 (= Elfriede Jelineks Website, Rubriken: Archiv 2003, Archiv 2008, Notizen).
Aus Anlass des Todes des Mauretaniers
Cheibani Wague
(
Flucht
) am 14.7.2003 bei seiner Verhaftung durch die Wiener Polizei (
Gewalt
); gegen die beteiligten Sanitäter und Polizeibeamten, die sich zur Fixierung solange auf den am Boden Liegenden gestellt hatten, bis er starb, wurde wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung unter besonders gefährlichen Umständen ermittelt. Über den Umgang mit Menschen, die anders und fremd sind (
Fremdenfeindlichkeit
), und über den
Rassismus
von Polizei und Politik in Österreich, der zum Tod von
Cheibani W.
und von
Marcus Omofuma
geführt habe, sowie über die Berichterstattung der
Medien
, vor allem der
Kronen Zeitung
, die die „künstliche Aufregung“ über den Tod des Afrikaners nicht nachvollziehen könne.